This October, the British philosopher and aesthetician Sir Roger Scruton was invited to hold a lecture at the Donaueschingen Musiktage, one of the last bulwarks of modernist pleasures in the world where sonic art is still celebrated as music, and where the last sonic lovers flock from all over the world to enjoy the last glimmers of a bygone era, while everywhere else modernism has eroded and has been drastically discredited. This year, the program also included pop and Schlagers, because apparently there were no boundaries left to transgress, and - in a desperate attempt to find something to talk about - also Sir Roger was asked to offer a boundary which could be subjected to Adornian solvent. But Scruton's finely-drawn context appeared to be a very hard nut to crack.
His lecture can be found at:
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Here follow some of the reactions in the media:
Tausende Besucher aus dem In- und Ausland - von
Großbritannien bis Italien und von den USA bis Korea - sind angereist um das
Festival mitzuerleben (from Finanznachrichten)
Die ästhetische Enttabuisierung ist durchaus
umstritten, wie die Nachfragen bei der Pressekonferenz zeigen. Besonders die
Lecture des englischen Philosophen Roger Scruton, der die Avantgarde in der
Tradition von Pierre Boulez in der Sackgasse sieht, wurde heftig kritisiert.
(Badische Zeitung)
Ein Motto oder eine Leitlinie gab es beim
diesjährigen Festival so wenig wie ein zentrales Werk, dennoch waren bestimmte
Themen auffällig verstärkt vertreten. Zum Beispiel die Hinwendung zu
anglo-amerikanischer Musik und dem, was in diesen Ländern unter Avantgarde
verstanden wird. Am deutlichsten wurde dieser Unterschied vielleicht gar
Donaueschingen nicht in einem musikalischen Werk, sondern in dem Vortrag des
englischen Philosophen Roger Scruton über das Thema „On Zukunftsmusik“. Scruton
sprach von einer Sackgasse, in die uns Boulez und Stockhausen geführt hätten
und propagierte eine neue Tonalität – noch deutlicher kann man sich von den in
Donaueschingen geltenden ästhetischen Prinzipien kaum entfernen. (Graenzbote;
reveiew repeated in the Schwäbische Zeitung)
So wenig Gottstein Berührungsängste zu Elektropop und verwandten Genres hat, so wenig fürchtet er sich vor kritischen Argumenten aus der entgegengesetzten Richtung. In der von ihm ins Leben gerufenen Vortragsreihe der "Donaueschingen Lectures" trat nun als erster der renommierte Schriftsteller und Musikphilosoph Roger Scruton auf. Scruton, ein höflicher Brite wie er im Buche steht und bekennender Konservativer, kritisiert Schönbergs Reihentechnik und den Nachkriegsserialismus als rein intellektuelle Erfindung, die den Gesetzen des Ohrs widerspreche und die neue Musik in die Sackgasse geführt habe. Damit ließ er natürlich den Donaueschinger Stallgeruch vermissen, was unter den Puristen der neuen Musik für Unruhe sorgte und bei der abschließenden Pressekonferenz dann auch offiziell aufs Tapet gebracht wurde. Donaueschingen, so hieß es, würde unzulässigen Geschichtskonstruktionen ein Forum bieten, ohne dass sich die Leitung davon distanziere. Die Vorhaltungen konterte Gottstein kühl: "Ich gebe Ihnen recht, dass diese Geschichtskonstruktion problematisch ist. Andererseits sind alle Geschichtskonstruktionen problematisch, und ich glaube nicht, dass irgendjemand hier eine unfehlbare Geschichtskonstruktion zur Hand hat. Wenn da jemand kommt, der eine hat, die wir überwunden zu haben glauben, dann ist es nicht meine Rolle, dem Herrn zu sagen, dass ich glaube, dass das überholt ist. Ich schreibe die Stücke nicht, ich halte die Vorträge nicht, ich bin nur dafür verantwortlich, welche Künstler und Redner hier eingeladen werden." Eine solcherart praktizierte Liberalität mag den eingefleischten Avantgardisten sauer aufstoßen, und der Fall zeigt, dass die alte Scheuklappenmentalität noch nicht ausgestorben ist. Doch das Plädoyer des neuen Festivalleiters für Toleranz lässt hoffen für die Zukunft. (Deutschlandfunk)
Wieder einmal: verstörende Momente. Da betritt der
englische Philosoph Roger Scruton die Donaueschinger Bühne. Scruton war einst
Berater von Margaret Thatcher und schrieb ein Buch über die Musik des 20.
Jahrhunderts. Nun referiert er auf Englisch über zeitgenössische Musik
beziehungsweise über das, was er für Neue Musik hält: über Werke Arnold Schönbergs
also, über die von Pierre Boulez oder Karlheinz Stockhausen. Scrutons Schlüsse:
Die Neue Musik hat sich in Systeme verrannt, habe das Ohr ebenso wenig
berücksichtigt wie so etwas Nebulöses wie «physiologische
Perzeptionsbedingungen». Ergo: Zeitgenössische Musik sei nur mehr eine Sache
für jene Spezies, die sich zum Beispiel alljährlich in Donaueschingen trifft.
Die Angesprochenen applaudierten nach dem Vortrag brav, verliessen schnell den
Raum im Wissen darüber, dass es sich kaum lohne, auf den Referenten einzugehen.
Allein die Auflistung Scrutons inhaltlicher Fehler würde den Rahmen sprengen.
Nein: Theodor W. Adorno favorisierte keine schönbergsche Zwölftontechnik. Nein:
Das Ohr ist keine überhistorische Konstante. Nein: Schon Beethoven war kein populäres
Massenphänomen, das schöne Melodien schrieb, die jeder verstanden hat. Und
nochmals nein: Neue-Musik-Festivals sind gut besucht, sei es in Berlin, in
Stuttgart, auch in Oslo, Warschau oder eben Donaueschingen, wo sich im
Gegensatz zu den 50er- oder 60er-Jahren nicht nur 50 Komponisten und
Theoretiker trafen, sondern – laut Pressemeldung des Veranstalters – 10 000
Menschen, die sich öffnen und interessieren für das, womit sich heutige
Komponisten und Klangkünstler beschäftigen. (Schweizer Musikzeitung)
Die ästhetische Enttabuisierung ist allerdings
durchaus nicht unumstritten, wie die Nachfragen bei der Pressekonferenz
zeigten. Besonders die Lecture des englischen Philosophen Roger Scruton,
der die Avantgarde in der Tradition von Pierre Boulez in der Sackgasse sieht,
wurde heftig kritisiert. (Klassik-Info)